Teilhabe an Energiewende erleichtern, Energiebürgerschaft fördern, Mitgestaltung ermöglichen

Studie zu Akzeptanz für erneuerbare Energien und energiesuffizientes Verhalten

Fenster und Balkone eines Wohnblocks

Adobe Stock/Andreas Prott

Was muss alles geschehen, damit Anwohnerinnen und Anwohner neue Infrastrukturvorhaben zur Energiewende akzeptieren oder zumindest tolerieren? Unter welchen Umständen wären Bürgerinnen und Bürger in Deutschland gegenwärtig bereit, auf bestimmte Energiedienstleistungen zugunsten des Klimaschutzes zu verzichten? Diese Fragen wurden in der aktuellen Studie „Akzeptanz für erneuerbare Energien und energiesuffizientes Verhalten: Faktoren, Potenziale und Bereitschaften in Deutschland“ der DIALOGIK gemeinnützige Gesellschaft für Kommunikations- und Kooperationsforschung mbH untersucht.

Die Akzeptanz der Bevölkerung gegenüber neuen Infrastrukturprojekten ist für den beschleunigten Ausbau der erneuerbaren Energien entscheidend. Darüber hinaus ist ein verminderter Energieverbrauch ein Schlüssel zur Energiesicherheit. Für Politik und Gesellschaft ist es wichtig zu erfahren, dass die Bereitschaft der Menschen in Deutschland, erneuerbare Energien selbst zu nutzen und zu akzeptieren, vor dem Hintergrund der Energieversorgungskrise im Winter 2022/23 zunimmt. Auch die Bereitschaft den Energieverbrauch zu reduzieren, auf Komfort zu verzichten und auf energieärmere Alternativen umzusteigen, ist in der Bevölkerung grundsätzlich vorhanden. Energiesuffizienz kann im Vergleich mit der Bereitschaft den Ausbau von erneuerbaren Energien zu akzeptieren oder zu tolerieren, als sensibleres Thema betrachtet werden. Die befragten Bürgerinnen und Bürger reagierten sensibel gegenüber politischen Apellen oder Vorgaben zugunsten von Suffizienzmaßnahmen wie zum Beispiel die Raumtemperatur zu senken. Verhaltensänderungen zur Verringerung des Energieverbrauches reichen stark in den persönlichen Raum hinein und sollten aus Sicht der Befragten freiwillig sein, da sie sonst schnell auf Ablehnung stoßen können. Dagegen werden Anreize für klimagerechtes Verhalten und die entsprechende Gestaltung von Rahmenbedingungen in Erhebungen von einer Mehrheit der Menschen in Deutschland begrüßt. Dies ist eine wichtige Rückmeldung an die Politik, um Akzeptanz- und Suffizienzbereitschaft der Bürgerinnen und Bürger effektiv zu fördern.

Die Studie im Auftrag der Wissenschaftsplattform Klimaschutz identifiziert drei Strategien, um Strukturen zu schaffen, in denen sich die vorhandenen Bereitschaftspotenziale der Bevölkerung entfalten können:


1. Pionierinnen und Pionieren die Teilhabe an der Energiewende erleichtern:

Wärmepumpen, Solarthermie oder Photovoltaik-Anlagen: Bürgerinnen und Bürger stehen der Nutzung neuer Technologien und sozialen Innovationen, wie zum Beispiel Mieterstrom-Modelle, aufgeschlossen gegenüber. Dieses Bereitschaftspotenzial gilt es gezielt zu nutzen. Eintrittsbarrieren sollten abgebaut werden, damit Pionierinnen und Pioniere als Multiplikatoren und Multiplikatorinnen wirken können. Setzen sich bisher neue Techniken und Praktiken Stück für Stück durch, kann das einen positiven Effekt auf die Einstellung der Bevölkerung gegenüber erneuerbaren Energien beziehungsweise auf die allgemeine Akzeptanz der Energiewende haben.

Um energiesuffizientes Handeln zu fördern, wäre es sinnvoll und praktikabel, an die bereits bestehende Bereitschaft zum Energiesparen der Bevölkerung und suffizienzorientierte Trends anzuknüpfen. Dazu sind kreative Informations- und Mitmachformate sowie niedrigschwelligen Beratungsangebote vonnöten.

2. Aktive Energiebürgerschaft fördern:

Viele Bürgerinnen und Bürger möchten bei der Energiewende aktiv partizipieren. Daher sollte die Politik die Zivilgesellschaft bei der Umsetzung der Energiewende und der Gestaltung einer künftigen Energieversorgung unterstützen. Die aktive Energiebürgerschaft sollte in den kleinteiligen und vielschichtigen Spektren der Haushalte, Quartiere und Kommunen eingebunden werden und als Impuls für die weitere Ausgestaltung neuer Energieversorgungs- und energiesuffizienterer Strukturen verstanden werden.

3. Lokale Mitgestaltung ermöglichen:

Auch vor Ort möchten viele Bürgerinnen und Bürger bei der lokalen Umgestaltung partizipieren und mitentscheiden. Sinnvolle Maßnahmen sind hierfür kommunale Beteiligungsformate oder lokal wirksame Bürgerenergiegemeinschaften. Da Infrastrukturmaßnahmen weitläufige Veränderungen im Stadt- und Landschaftsbild nach sich ziehen können und potenziell konfliktträchtig sind, ist eine strukturierte Bürgerbeteiligung bei Planungs- und Genehmigungsverfahren ratsam.

Mehr zum Thema:
Impulspapier der Wissenschaftsplattform Klimaschutz: Gerade jetzt! Warum Teilhabe und Beteiligung für die Energiewende unverzichtbar werden